Eine uralte Alpentradition und eine immer beliebtere Sportart, auch im Pustertal
Das Ranggeln ist nicht nur ein Sport, sondern eine echte Tradition mit tiefen Wurzeln in der alpinen Kultur. Es wird hauptsächlich in Südtirol, Nord- und Osttirol, im Salzburger Land und in Bayern praktiziert, vor allem bei Dorf- und Almfesten. Seine Ursprünge reichen mindestens bis in die Eisenzeit zurück, zwischen der Hallstatt- und La-Tène-Kultur. Die erste schriftliche Erwähnung seines bis heute wichtigsten Turniers, des Hundstoa-Ranggelns, das auf dem Hohen Hundstein im Salzburger Bezirk Zell am See (auch als Pinzgau bekannt) stattfindet, ist datiert auf das Jahr 1518.
Das Ranggeln (oder Ranggln) ist eine volkstümliche Art des Ringens, ähnlich dem Schweizerischen "Schwingen". Die Kämpfe finden traditionell im Freien auf Graswiesen statt oder bei schlechtem Wetter auf Matten in Innenräumen. Die Ringer tragen barfuß eine spezielle weiße Uniform: ein robustes Leinenhemd, genannt "Rangglerpfoad", an den Knöcheln gebundene Hosen und einen Gürtel.
Der Sieg wird errungen, indem man den Gegner mit beiden Schultern auf den Boden zwingt, jedoch nicht mit allen Mitteln: Griffe und Hebel, die dem Gegner Schmerzen zufügen oder ihn würgen, sind verboten.
Die Athleten werden nicht wie bei anderen Ringkampfformen nach Gewicht eingeteilt, sondern nach Kampfniveau - in den Jugendkategorien nach Alter. Ein guter Ranggler zeichnet sich durch Technik, Mut, Beweglichkeit und Kraft aus. Wer drei aufeinanderfolgende Kämpfe gewinnt, gewinnt auch das Turnier und damit den Titel "Hågmoar", was wörtlich "Meister, Chef des Zauns" bedeutet, da die Kämpfe früher in von Zäunen umgebenen Bereichen stattfanden. Der traditionelle Preis für die Sieger war eine "Schneidfeder", vorzugsweise von einem Birkhahn oder Spielhahn, die am Festtagshut getragen werden konnte. Mit dem Wandel der Mode ist der Preis heute eine Medaille oder eine Flagge, aber das Prestige und die Ehre des Sieges bleiben unverändert.
In der Vergangenheit konnten nur diejenigen als Schiedsrichter fungieren, die selbst einen "Hågmoar"-Titel gewonnen hatten. Die Schiedsrichter beim Ranggeln werden noch heute mit dem kuriosen Namen "Schermtax" bezeichnet, der im Pinzgauer Dialekt eine freistehende Fichte mit breiten Ästen bezeichnet.
Die Ranggeln-Saison erstreckt sich von April bis Oktober, mit Turnieren, die fast jedes Wochenende an verschiedenen Orten im Alpenraum stattfinden. In Südtirol sind die Hochburgen des Ranggelns das Ahrntal, Terenten und das Passeiertal, aber es wird auch in anderen Gebieten wie Rodeneck oder dem Sarntal immer beliebter und häufiger praktiziert.
International anerkannt und in die IFCW (International Federation of Celtic Wrestling) aufgenommen, ist das Ranggeln eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen alten Traditionen und modernem Sport. Es feiert nicht nur Kraft und Geschicklichkeit, sondern verkörpert vor allem den Geist, der die Alpengemeinschaften seit Jahrhunderten verbindet.
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